Wie wir die Macht über unser Leben zurückgewinnen
Oder: Ob wir sie überhaupt jemals hatten
Wir sprechen so oft davon, dass wir unser Leben „in den Griff bekommen“ wollen, dass wir uns „zurückholen“, dass wir „in unsere Kraft“ kommen.
Doch ehrlich gesagt: Ich bin mir nicht sicher, ob wir diese Macht wirklich je hatten.
Vielleicht sind wir viel öfter Getriebene, als wir es wahrhaben wollen.
Von Geschichten, die wir glauben. Von Mustern, die wir übernommen haben. Von Erwartungen, die nicht unsere sind.
Vielleicht ist diese Idee, das Leben vollständig zu kontrollieren, eine Illusion – oder zumindest ein sehr wackliges Konstrukt.
Aber eines scheint mir zutiefst wahr:
Wir haben eine Wahl.
Nicht immer über das, was passiert.
Aber über das, wie wir damit umgehen.
Viktor Frankl hat es so formuliert: Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. Und in diesem Raum liegt unsere Freiheit.
Ein Satz, der mich bis heute nicht loslässt.
Denn dieser Raum ist nicht immer leicht zu finden.
Manchmal reagieren wir innerhalb von Sekundenbruchteilen: mit Wut, Angst, Abwehr, Drama.
Wir rutschen in Muster, die uns vertraut sind: Täter-Opfer-Retter – das ganze Spektrum menschlicher Reaktionsweisen.
Und manchmal braucht es nur einen Satz, einen Blick, ein Geräusch – und wir sind „drin“ im Drama.
Aber genau da, in diesem Moment, liegt die Möglichkeit zur Klarheit.
Wenn wir innehalten.
Wenn wir nicht sofort losschießen, sondern eine Pause zulassen.
Wenn wir von innen einen Schritt zur Seite machen – und von außen auf das Geschehen schauen.
Metaposition nennt man das in der Theorie. Ich nenne es: Bewusstes Menschsein.
Denn aus dieser Perspektive können wir uns selbst beobachten:
Was triggert mich gerade wirklich?
Warum reagiere ich so heftig?
Welche Geschichte läuft da ab – und gehört sie mir überhaupt?
Für mich bedeutet das auch: Gängige Meinungen, Narrative und „offizielle Wahrheiten“ zu hinterfragen.
Nicht, um grundsätzlich dagegen zu sein.
Sondern weil echte Klarheit sich nicht damit zufrieden gibt, was einem serviert wird.
Wir bei Further & Beyond machen uns dafür stark:
Wir wollen nicht glauben, was alle glauben.
Wir wollen nicht automatisch übernehmen, was als Wahrheit gilt.
Wir wollen Herz und Verstand gleichermaßen in die Hand nehmen – und prüfen, was für uns stimmig ist.
Klarheit bedeutet manchmal auch Zäsur.
Ein radikales „Stopp“.
Ein Abschneiden alter innerer Stimmen, die zu lange ungeprüft geredet haben.
Ein ehrlicher Blick auf das, was wir denken, glauben, vertreten – und warum.
Und je nüchterner wir werden, desto klarer wird der Weg.
Dann können wir sagen:
„Dort will ich hin.“
„So möchte ich leben.“
„Das ist meine Ausrichtung.“
Und dann beginnt die eigentliche Gestaltung.
Nicht aus einem Impuls heraus.
Sondern aus innerer Klarheit.
Dabei spielt es keine Rolle, ob dein Ziel ein Haus am See ist oder ein neues Auto –
oder ob du dich in den Dienst von etwas Größerem stellst.
Was zählt, ist die Bewusstheit, mit der du es tust.
Dein inneres Ja. Deine Werte. Deine Klarheit.
Für mich persönlich heißt das: Dienen. Hingabe. Ausrichtung auf etwas, das größer ist als ich selbst.
Wenn wir diesen Raum zwischen Reiz und Reaktion kultivieren,
verändern wir nicht nur unser Verhalten – sondern unser gesamtes Erleben.
Wir gewinnen vielleicht nicht die Macht über unser Leben zurück.
Aber wir gewinnen uns selbst.